Jetzt noch düngen?
Kommt darauf an.
Im Herbst dürfen die Pflanzen in Deinem Garten zur Ruhe kommen.
Herkömmliche Düngung regt - je nach Art des Düngers mehr oder weniger - das Wachstum an und würde jetzt noch lange, weiche Triebe und schwache Blätter hervorbringen, die vor dem Winter keine Chance haben, fest und stark zu werden und so anfällig für Frost und Krankheiten sind.
Bevor ich mein großes Aber einbringe, hier zu der Frage, die sich vielen meiner Kunden (und vielleicht auch Dir?) jetzt stellt:
Warum überhaupt düngen?
Bevor ich Gartenplanerin wurde, dachte ich auch: Ich möchte, dass meine Stauden, Sträucher und Tomaten 'ganz natürlich' wachsen und habe überhaupt nicht gedüngt. Das hat nicht so gut funktioniert. Sparriger Wuchs, wenig Blätter, kaum Blüten...
Denn was im Garten, wo die Pflanzen Kontakt zum unendlichen Netzwerk des Bodens und seinen Pilzgeflechten und Mikroorganismen haben, gut funktionieren kann (besonders, wenn man sich an einige Pflegeregeln hält), geht auf Terrassen, in Kübeln und 'abgetrennten Gärten' wie meinem Garten auf dem Dach einer Tiefgarage überhaupt nicht. Hier ist die Erde, oder das Substrat, nämlich abgeschlossen von der Umwelt.
In Kübeln gilt: Wurzeln und Bodenleben können nur das aufnehmen, was sie von uns gefüttert bekommen.
Herbstdüngung Now!
Aber Jenny, wenn Düngung im Herbst doch schwache Triebe und Blätter hervorbringt, warum dann jetzt doch noch düngen?
Ich habe im letzten Jahr diese Variante des biologischen Düngens entdeckt: Pellets aus 100% Schafwolle. Aus reiner Schafwolle gewonnen, die nach dem Scheren der Schafe oft auch weggeworfen wird, ist dieser organische Dünger ähnlich wie Hornspäne voller Keratin. Das Keratin wird von den Mikroorganismen, die an der Wolle haften und sich in einem gesunden Boden befinden, nach und nach zersetzt. Freigesetzt werden die Nährstoffe Stickstoff, Kalium sowie Schwefel und Magnesium. Und dafür braucht es Zeit.
Bei den kälteren Temperaturen im Herbst und Winter arbeiten Mikroorganismen langsam, aber beharrlich. Und so stehen die Chancen gut, dass im Frühjahr, wenn die Pflanzen Nährstoffe für das neue Wachstum brauchen, alle wichtigen Nährstoffe zur Verfügung stehen. Dann kann auch gerne die Düngung noch einmal erfrischt werden, um für die Ausbildung der Blüten und Reife der Früchte und wieder Nachschub zu haben.
Wasserspeicher, Mikroorganismen und so...
Der große Vorteil bei biologischer Düngung ist: Die Nährstoffe werden nicht direkt und pur in den Boden gegeben, wie es bei mineralischen Düngern der Fall ist. Wegen der Langfristigkeit und des dauerhaften natürlichen Abbaus kann man nicht überdüngen und wirkt so der Bodenversauerung entgegen.
Schafwolle wirkt wie ein Schwamm und nimmt das 3-4-fache seines Volumens an Wasser auf. Bei den immer längeren Trockenperioden im Sommer und Herbst kann sie nach und nach das Wasser an die Wurzeln abgeben - ideal für Terrassenkübel und Balkonkästen.
Mikroorganismen frei Haus. An der ungewaschenen Wolle der Schafe hängen noch jede Menge Kleinstlebewesen. Die zersetzen die Schafwolle und können das Bodenleben im Garten oder Hochbeet anreichern.
Nachwachsender Rohstoff. Bio-Dünger wie Hornspäne werden schon lange in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt. Schafwolle hat den Vorteil, dass sie regional von lebenden Tieren geerntet wird - und das Jahr für Jahr.
Kann Schnecken abhalten. Oder halt nicht - ganz kann ich das noch nicht bestätigen. Ja, wir hatten diese Jahr weniger Nacktschnecken im Garten als sonst, aber das kann auch an dem heißen Sommer und dem Eisen-(III)-Phospat Schneckenkorn von Neudorff liegen, das ich im Frühjahr ausgebracht habe.
Ungiftig und riechen gut - Mit Kindern im Garten und bei meinen Kunden mit Haustieren kann ich entspannter gärtnern, wenn ich weiß, dass mein Dünger ungiftig ist. Und der Duft... nun, wenn man einen neuen Sack aufmacht, ist es einen Moment lang intensiv, aber irgendwie auch total gemütlich.
Etwas Landluft im Stadtgarten.
Und so verwendest Du Schafwolle als Dünger:
Ich kenne nur Schafwollpellets und die sind wirlich leicht zu dosieren. Wer beim Schäfer oder Bauern fragt, kann im Frühjahr bestimmt auch ungewaschene Schafwolle günstig bekommen, diese fein zupfen und direkt in die Erde geben.
Bei Pflanzungen von Bäumen und Sträuchern in Kübel oder Garten gebe ich je nach Größe und Nährstoffbedarfs des Gehölzes einige Handvoll (70-140 Gramm) in das Pflanzloch. Genaue Angaben findest Du auf der Packung des Herstellers.
Für Gemüse rechnet man ungefähr mit 1-5 Esslöffel (10-50 Gramm pro Pflanze) - je nach dem ob es Starkzehrer wie Tomaten, Kürbisse oder Gurken oder Schwachzehrer wie Kräuter, Erbsen, Salate und Radischen sind.
Für Stauden und Zimmerpflanzen gebe ich ungefähr 1-2 Esslöffel neben die Wurzeln. Das Video dazu findet Ihr hier auf Instagram.
Das Granulat kann auch rings um die Pflanzen auf den Boden ausgebracht und leicht eingearbeitet werden. Danach gut wässern, damit die Bodenorganismen aktiv werden können.
Einkaufshilfe:
Du kennst keine Schafe persönlich? Ich auch nicht.
Hier kannst Du Wolldünger online kaufen:
Zuerst habe ich von Schafwolle als Dünger hier beim Wolldünger vom Rötberghof gehört.
@wollduenger bei Instagram
Aufgrund kürzerer Lieferwege nach Berlin habe ich für die Gärten und Terrassen meiner Kunden Schafwoll-Pellets hier gekauft:
@florapell bei Instagram
Herbstliche Gartentipps für ein aktives Bodenleben und Vielfalt im Garten
Bei der naturnahen Gartenpflege darf es im Herbst entspannt zugehen. Hier meine Liste mit Sachen, die nicht zu tun sind:
--> Gartenpflege im November - Was alles bis zum Frühjahr Zeit hat
Für die nächste Gartensaison:
Wenn Du Unterstützung bei der Planung Deiner Pflanzung, Deiner Terrasse oder des Gartens möchtest, oder Deinen jetzigen Garten lebendiger gestalten und nachhaltig pflegen möchtest, kannst Du hier einen kostenlosen Telefontermin vereinbaren und schon jetzt den ersten Schritt für die nächste Gartensaison planen.
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